- Zeitreaktionen
- Zeitreaktionen,im weiteren Sinn chemische Reaktionen, die im Gegensatz zu den meist sehr rasch und vollständig ablaufenden Ionenreaktionen (Ausfällung von Niederschlägen, Farbumschläge u. a.) erst im Verlauf einer größeren Zeitspanne erfolgen und meist auch nur bis zu einem Gleichgewichtszustand verlaufen (besonders Reaktionen in der organischen Chemie, z. B. Veresterung, Verseifung); im engeren Sinn bestimmte (auch »chemische Uhren« genannte) Reaktionen, die über mehrere Stufen verlaufen und deren Ablauf sich erst nach einer definierten Zeitspanne (u. a. durch Farbänderung) nachweisen lässt. Bei der Landolt-Zeitreaktion z. B. werden Jodationen, JO3-, mit Sulfitionen, SO32-, in wässriger saurer Lösung unter Zugabe einer geringen Menge Stärkelösung umgesetzt. Hierbei laufen drei Teilreaktionen ab: Da das nach Reaktion 2) gebildete elementare Jod nach Reaktion 3) sofort wieder zu Jodid reduziert wird, kann eine Blaufärbung durch Jod-Stärke-Reaktion erst dann auftreten, wenn sämtliche Sulfitionen nach den Reaktionen 1) und 3) verbraucht sind. Durch die Reaktionsabfolge lässt sich demonstrieren, dass die Reaktionsgeschwindigkeit direkt proportional der Konzentration der beteiligten Reaktionspartner ist (bei Erhöhung der Konzentration von Jodat in Reaktion 1 um den Faktor 4 verkürzt sich z. B. die Reaktionszeit entsprechend auf ein Viertel).
Universal-Lexikon. 2012.